Das Netz der Zukunft

Der Anteil an erneuerbaren Energien wächst. Bald noch stärker als zuvor. Was heißt das nun für das Netz der Zukunft? Eine Netzstrategie soll für die nächsten 20 Jahre Antworten geben.

Die Zukunft ist bekanntlich schwer vorherzusagen. Doch die Expertinnen und Experten der EWR Netz GmbH versuchen genau das und machen sich heute ein Bild der Zukunft. Denn das ist Voraussetzung dafür, dass im wahrsten Sinne des Wortes nicht die Lichter ausgehen. Szenarien wie Blackouts im Stromnetz gilt es bereits im Vorfeld zu verhindern. Einer, der sich beruflich damit beschäftigt, ist EWR-Netzexperte Andreas Underbrink. Er hat, basierend auf einer eigens von EWR beauftragten Studie zum erwarteten Zuwachs bei Wind- und Sonnenenergie, an einem Modell gearbeitet, wie das stabile Netz der Zukunft aufgestellt sein muss. Das Ziel: ein Netz zu schaffen, das der Energiewende gewachsen ist. Die Herausforderung: Die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien schwankt.

Komplexe Datenmengen

„In den letzten Jahren gab es einen schnellen Zubau an privaten Fotovoltaikanlagen. Zudem haben wir im Netz einen hohen Anteil an Windkraft“, beschreibt Andreas Underbrink die derzeitige Situation und prognostiziert: „Mit dem Ziel, schneller unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden, wird sich der Zubau noch beschleunigen.“ Damit das Netz stabil bleibe, so Underbrink, müsse konstant eine Frequenz von 50 Hertz herrschen. „Doch je nachdem, wie viel Wind weht und wie stark die Sonneneinstrahlung ist, haben wir mal mehr Ökostrom im Netz, mal weniger.“ Schwankungen, die permanent zwischen den Netzspannungsebenen (110-/20-/0,4 kV) ausgeglichen werden müssen. „Da es heute in unserem Netz zu wenige Speicherkapazitäten gibt, bringt das zusätzliche Herausforderungen mit sich.“ Damit klar ist, wo das Netz nun ausgebaut werden muss, und welche Kapazitäten geschaffen werden müssen, damit weitere Erzeugungsanlagen Energie aus Wind und Solar einspeisen können, ohne die Stabilität zu gefährden, „müssen wir eine Idee davon haben, wie unsere Versorgung in 20 Jahren aussehen könnte“.

Für die Berechnung gibt es zahlreiche Grundlagen: die Zahl der Einspeiser, Pläne zur Energiepolitik, Bevölkerungsprognosen, Trends bei der Entwicklung der Elektromobilität und mehr. Wichtig ist das alles auch deshalb, weil Investitionen dahinterstecken. „Konkret heißt das, ob die bestehenden 16 Umspannwerke ausreichen oder ob wir sie erweitern, modernisieren oder sogar neue bauen. Oder ob wir im Kabelnetz neue Leitungen benötigen.“ Abschließend sind diese Fragen nie zu beantworten. Neue Entwicklungen erfordern eine ständige Anpassung der Strategie. „Die Bundesregierung fordert zum Beispiel mehr Wärmepumpen. Was folgt nun daraus fürs Netz der Zukunft und wie muss es ausgelegt sein?“ Über mangelnde Arbeit kann Andreas Underbrink also nicht klagen. Nur eines ist gewiss: Beim Netz bleibt es spannend.

Netzwissen!

Die EWR Netz GmbH betreibt regionale Mittelspannungs- und örtliche Niederspannungsnetze und ist verantwortlich für ein Gebiet von rund 1.227 Quadratkilometern. Es umfasst Rheinhessen und das südliche Ried.

Andreas Underbrink
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